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Der Pfarrer "Kneipp" unserer Heimat

Alfred Miller  17.08.2010 12:17

Dechant Theodor Hahn, ein Arzt aus Berufung. Von Ernst Hofmann.

Von dem Wunderdoktor Johann Josef Anton Eleazar Kittel aus Schumburg bei Gablonz a.d.N., der nach 1700 lebte, ist vieles erzählt, geschrieben und gedruckt worden. Weniger aber dürften die aufsehenerregenden Heilerfolge des Reichenauer Pfarrers Theodor Hahn bekannt sein. Obwohl er so vielen geholfen und etliche sogar vor dem Tode erettet hat, wurde darüber leider nie etwas schriftlich festgehalten. Das liegt wohl mit daran, daß er hauptsächlich während und nach dem Ersten Weltkrieg wirkte, in einer Zeit, als die Leute viele andere Sorgen hatten, wie eben den Krieg, Hunger und Elend, dann die zwangsweise Eingliederung in die Tschechoslowakei, Wirtschaftskrise usw. Sicher war man damals auch schon viel realistischer, und Ereignisse wurden nicht mehr bis ins Phantastische verklärt, wie 200 Jahre vorher bei Dr. Kittel. Ei weiterer Grund dürfte sein, daß Hahn kein geprüfter Dr. med. war und eigentlich ja gar nicht hätte kurieren dürfen.

Um seine menschenfreundlichen Leistungen nicht ganz zu Vergessenheit versinken zu lassen, dürfte es wohl angebracht sein, anläßlich seines 60. Todestages einmal darüber zu schreiben, zumal es unter uns noch Landsleute gibt, die ihn persönlich kannten, von ihm behandelt oder gerettet wurden. Zu letzteren gehöre auch ich.


Oft hat mir meine Mutter folgende wahre Begebenheit erzählt. Als kleines Kind sei ich

einmal sehr schwer krank gewesen. Der Doktor sah keine Hoffnung mehr. Da wandte sich meine Mutter an den Pfarrer Hahn. Er kam, untersuchte mich und wies meine Mutter an, den großen Wäschetopf, der damals in keinem Haushalte fehlte, mit kaltem Wasser zu füllen. Splitternackt tauchte er mich sodann mit meinem ganzen Drum und Dran ins kalte Naß. Nach dieser Roßkur ist es mit mir alsbald wieder aufwärts gegangen nach dem Motto: A Guadr hält‘s aus, und um an Schlechtn is ne schod!", wie man in Bayern sagt, wo Hahn ja herstamnte. Jedenfalls verdanke ich Ihm mein seitheriges Dasein. Aus Dankbarkeit machte ich mir die Mühe, über ihn zu recherchieren, was nach so langer Zeit noch zu erfahren war.


Caspar Clernens Theodor Hahn wurde am 10. September 1875 in Etzelwang in Bayern

geboren. Sein Vater war Bahnwärter der damals in Betrieb genommenen Bahnlinie Neukirchen - Weiden. Hahn besuchte die Volksschule in Neukirchen, später das Gymnasium St. Michael. 1898/99 war er am "Philosophischen Lyzeum St. Gabriel". 1899/1900 studierte er an der Universität in Freiburg Medizin. Mündlichen Überlieferungen zufolge habe er dieses Studium wegen eines Gelübdes, das er seiner Mutter gab, zugunsten des Theologiestudiums aufgegeben. Es wurde aber auch erzählt, daß es zwischen Hahn, der ein Anhänger der Kneipp‘schen Naturheillehre war, und seinen Lehrern zu Divergenzen gekommen sei, war seinen Entschluß möglicherweise mit beeintlußte. 1900/0l besuchte er die Universität Würzburg, wo seine Priesterlaufbahn begann. In einer Mitteilung des "Instituts für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien e.V." heißt es: Um 1900 kamen mehrere Priesterkandidaten aus Deutschland (Bayern) in die Diözese Leitmeritz, die zu wenig deutsche Priester hatte." 1902 wurde er in Leitmeritz zum Priester geweiht. 1907 legte er ebendort die Pfarrprüfung ab. In der Zwischenzeit war er Kaplan in Oschitz und ab 1.9.1905 Kaplan in Reichenau, wo er 1909 die Pfarrstelle bekam.

(Diese Datem nach „Kapitulni Konsistor v Litomericich“ übermittelt von V. Cervinka, Canonicus.)

(Weitere Wuellen: Bischöfliches ordinariát Würzburg: Erik Soder, Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Diözesanarchiv Eichstätt, Frau Hildegard Glaser.)


Im Ersten Weltkrieg wurde er bei Verwundetentransporten eingesetzt, wobei er weitere

Medizinische Kenntnisse erwarb. Nach Reichenau zurückgekehrt rief man ihn öfters zu

Schwerkranken bzw. Verletzten, und er hat allen geholfen Er behandelte kostenlos, durfte ja auch kein Honorar verlangen, bekam jedoch viele Spenden, die er wieder an Arme

verteilte. Uni rascher zu Patienten zu gelangen, kaufte er ein Motorrad, später einen Hanomag *). Patienten kamen bis aus dem damaligen Deutschen Reich, Seine Arzneien stellte er selbst her.


Nachfolgendes nach Aussagen des Herrn Theodor Lindner, Neugablonz, geb. in Reichenau: Als fünfjahriger Junge wurde Herr Lindner von seiner Schwester, die wiederum aus Unvorsichtigkeit von der Tante gestoßen worden war, siedende Milch über den linken Oberarm und die linke Brustseite geschüttet. Da er sich, um zu baden, bereits ausgezogen hatte, waren die Folgen entsetzlich. Die Verbrennungen waren so stark, daß das Fleisch bis auf die Knochen herunterhing. Noch heute beweisen dies gut erkennbaren Narben. Er bekam bis zu 42 ° Fieber. Zwei Ärzte hatten ihn aufgegeben. Die letzte Hoffnung war Pfarrer Hahn. Er kam und blieb drei Tage unf Nächte. Immer wieder tauchte er den Jungem in kaltes Wasser, um die Wunden zu kühlen und das Fieber herunterzudrücken. Dann war das Schlimmste überstanden. Hahn behandelte ihn dann weiter bis zur vollen Genesung Oft habe er Milch mit Honig trinken müssen. Allmählich verheilten die Wunden.

Etwa 15 Jahre später habe er Herrn Hahn öfters auf dem Weg ins oder vom Dampfbad in Gablonz getroffen, welches auch der Pfarrer besuchte - wohl eine Besonderheit zu jener Zeit. Er habe ihn stets gegrüßt, und eines Tages habe Hahn gefragt: "Wer sind Sie denn'?" Da hat ihm Herr Lindner von den Verbrennungen erzählt und daß er, Hahn, ihn gerettet habe. Dabei sei über des Pfarrers ernstes Gesicht ein Lächeln geflogen. Hahn habe auch zugegeben, daß er damals selbst Bedenken hatte, noch helfen zu können.

1917 oder 1918 ist bei Liebenau der vorletzte Eisenbahnwagen umgekippt und weit mitgeschleift worden. Dabei wurden etliche Fahrgäste verletzt. Herrn Lindners Mutter erlitt eine Gehirnerschütterung, Prellungen und Abschürfungen. Auch ihr hat Hahn geholfen. Sogar einen Mediziner, den Dr. Eiselt, Facharzt für Hals, Nasen, Ohren, hat Hahn wieder auf die Beine gebracht, als ihn seine Arztkollegen schon aufgegeben hatten. Entgegen dem Willen ihres Mannes holte die Arztfrau Herrn Hahn, der ihn nach 14wöchiger Behandlung so weit brachte, daß er seine Praxis wieder öffnenl konnte.

Wegen seiner ärztlichen Tätigkeit sei Hahn mehrmals angezeigt worden und habe sogar Strafe zahlen müssen.

Einmal sei in der Dämmerung ein Auto vorgefahren, zwei Männer seien herausgestiegen und hätten auf Hahn mehrere Schüsse abgefeuert, als er, wie alltäglich um diese Zeit, ins Gotteshaus gehen wollte. Obwohl getroffen, konnte er jedoch entkommen. Pater Ramsch versah den Gottesdienst so lange, bis der Pfarrer wieder selbst dazu in der Lage war. Hahn hat diesen Anschlag nie gemeldet. (Auch meine Mutter erzählte davon.)

Hahn sei von großer kräftiger Gestalt gewesen. Einmal, als in der Kirche renoviert wurde, half er sogar den Arbeitern, die schweren Kirchenbänke zu heben und wegzutragen. Er sei eill wortkarger, ernster Mann gewesen. (Soweit Lindner.)


Mein Vetter, Walter Maschke, Kunstmaler und Restaurator, berichtet: "Mein Bruder Kurt,

geb. 1921, war als Einjähriger schwer erkrankt und hatte unwahrscheinlich hohes Fieber. Der Arzt konnte ihm nicht mehr helfen. Pfarrer Hahn, der nicht erreichbar war, fiel auch aus. Meine Mutter, eine große Verehrerin von Pfarrer Hahn, erinnerte sich, daß dieser in einer ähnlichen Situation folgendes getan hatte: Es wurde die Wäschebutte hereingeholt, mit kaltem Wasser gefüllt, und da es Winter war, noch zusätzlich Schnce ins kalte Wasser getan. Dann wurde der kleine Kerl nackt in die Wäschebutte getaucht. Ich, der ich zusehen mußte, dachte: Jezte machen sie ihn vollends kaputt. Dies war aber nicht der Fall, denn das Gebrüll, das mein Neuder anstimmte, kam nicht von einem Sterbenden. Er erholte sich dann sehr schnell und Pfarrer Hahn, der später kam, sagte: Es sei zwar eine Roßkur gewesen, doch für disen Fall genau das Richtige."

In Aufzeichnungen über Reichenau heißt es u.a.: „… Hahn, … ein pflichtbewußter deutscher Pfarrer, welcher als Naturarzt weit und breit bekannt war und durch seine Kuren mit Kräutern und Wechselbädern und durch seine Ratschläge einer naturgemäßen LebensweiseHunderten von Krajkem Linderung und Heilung verschafft hat. „

Dechant Theodor Hahn mučte seinen Dienst am Nächsten mit eigenen Leben nezahleň. Vor Weihnachten des Jahres 1930 holte er sich bei Naßkaltem Wetter auf einem Versehgang eine schwere Erkältung und starb am 25. Dezember 1930 an einer Lungenentzündung. Man hatte ihn vorher noch ins Krankenhaus nach gablonz gebracht, doch konnte ihm dort keiner mehrhelfen.


*) Hanomag des Baujahres 1925 – en Volksmunde wur a ou „Konservnbische“ gehejßn, sog aus wie a Buchtl, ei dan ei dr Mitte dr Fohrer soß.

De Noubln sohnt drzoune: „A bößl Blech, a bößl Lack und fertich ‚os Hanomag.“

Obr mejstns nieß s: „Hintn a Orsch und vorne a Orsch, uf dr Strouße wor sch und weg wor sch.“

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